Mitteldeutsches Journal

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Munich Re und das teure Problem mit der Ergo Deutschland AG

Diese Probleme kann man nicht aussitzen, wie wir es so oft von Seiten der Bundesregierung erleben können. Nein, hier muss man handeln, wenn es um die Wirtschaftlichkeit von Deutschlands bekanntester Versicherungs-Konzerntochter, der ERGO Deutschland AG, geht. Denn die Muttergesellschaft Munich Re aus Bayern will die Düsseldorfer Tochterfirma unbedingt halten, auch wenn dieses Unterfangen bis Enden 2020 geschätzte 1 Milliarde Euro kosten soll. Die Ergo hat technische Probleme im Bereich IT, die geplante Zusammenarbeit mit einer westfälischen Versicherungsgruppe ist gescheitert und der Verkauf der Sparte klassischer Lebensversicherungen ist auch vom Tisch. Zu allem Übel muss die Ergo nun die Bestände selbst verwalten, weshalb unbedingt die IT komplett überholt werden muss. Der eigens geholte Sanierer Markus Rieß hat sein Pulver nach 2 Jahren im Konzern verschossen – die Mitarbeiter wenden sich ab, die hochgestellten Pläne sind verpufft. Wenn nicht die Muttergesellschaft, Deutschlands größter Rückversicherer, einspringen würde, könnten die Lichter bei der Ergo Deutschland AG sogar ganz ausgehen.

Wenn Ergo-Chef Markus Rieß (52) auf den Zustand des größten Sanierungsfalls der deutschen Versicherungsindustrie angesprochen wird, sagt er gern: „Vieles läuft besser als geplant.“ Tatsächlich liegen die Zahlen dank einer Steuergutschrift und sonstiger angenehmer Begleitumstände über Plan. Jenseits dieser Gemütsaufheller aber herrscht in Düsseldorf eher Abbruch- als Aufbruchstimmung. Seine Vorstandskollegen, die er zu großen Teilen von der Konkurrenz abgeworben hat, klagen auch im Jahr zwei nach Beginn der Reparaturarbeiten über die marode Substanz. Die Lage sei schlimmer, als Rieß sie während der Rekrutierungsgespräche dargestellt habe. Und je weiter es in der Hierarchie nach unten geht, desto düsterer wird die Gemütslage bei den Betroffenen, wie die Ergebnisse einer im vergangenen Herbst durchgeführten Mitarbeiterbefragung zeigen. Nahezu sämtliche Indikatoren lagen einer vorliegenden Präsentation zufolge unter den ohnehin schon schwachen Werten der Vorgängerbefragung aus dem Herbst 2016. Lediglich 36 Prozent der bei der Ergo Deutschland AG beschäftigten Mitarbeiter sagen von sich, dass sie stolz auf ihren Arbeitgeber sind (2016: 43 Prozent), und nur 32 Prozent sind von den Zielen ihres Konzerns überzeugt (2016: 47 Prozent).

Besonders miserabel fielen die Noten aus, als es um die Kernkompetenz von Rieß und dessen Kollegen ging. Nur ein knappes Drittel der Befragten ist der Meinung, dass der Vorstand eine klare strategische Vision vermittelt (2016: 47 Prozent). Die operative Umsetzung der Sanierungsbemühungen wird allenthalben als eher grottig empfunden. Auf die Frage, ob Veränderungen im Unternehmen gut umgesetzt werden, kreuzten lediglich 27 Prozent das entsprechende Kästchen an. Immerhin 5 Prozentpunkte mehr als im Jahr davor, aber nach wie vor extrem wenige. Den Kredit, den Rieß noch bei seinem Amtsantritt genoss, hat er weitestgehend aufgebraucht. Ganz besonders übel nahm ihm die Basis, dass er im Herbst 2017, also just zu dem Zeitpunkt, als der Konzern den Puls seiner Mitarbeiter fühlte, sehr laut und sehr intensiv nachdachte über den Verkauf von sechs Millionen Lebensversicherungspolicen samt der Ausgliederung der zuständigen Belegschaftsteile an angelsächsische Hedgefonds. Die Verkaufspläne hat er zwischenzeitlich zwar begraben, mit den Kollateralschäden aber wird er noch ein ganzes Weilchen leben müssen. Zumal sich die als Entlastungsangriff gedachte Übernahme der Westfälischen Provinzial zerschlagen haben dürfte. Der Sparkassenversicherer aus Münster tut sich wohl lieber mit der ebenfalls in Düsseldorf beheimateten Provinzial Rheinland zusammen. Die Liaison mit einem Schwesterunternehmen aus dem öffentlich-rechtlichen Camp scheint den Westfalen weitaus vielversprechender zu sein als der Zusammenschluss mit der von Stimmungstief zu Stimmungstieftaumelnden privatwirtschaftlichen Konkurrenz.

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