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Chinas Rentenreform & Deutschlands demografische Herausforderungen

Die von China beschlossene Anhebung des Rentenalters sorgt international für Diskussionen. Während China sich mit einer rapiden alternden Gesellschaft und einem bevorstehenden Arbeitskräftemangel konfrontiert sieht, steht auch Deutschland bereits vor demografischen Herausforderungen. Die Compivent GmbH analysiert die Rentenreform Chinas im Vergleich zur Situation in Deutschland und bewertet die möglichen Folgen für beide Länder.

Sven Thieme, Finanzexperte der Compivent GmbH, sieht in Chinas Entscheidung eine unvermeidliche Reaktion auf die demografischen Entwicklungen. „China und Deutschland teilen das Problem einer alternden Bevölkerung, aber beide Länder gehen unterschiedlich damit um. Chinas Reform, das Rentenalter zu erhöhen, wird von der Dringlichkeit getrieben, ein drohendes Defizit im Rentensystem zu verhindern. Auch in Deutschland steht diese Debatte an, und wir können von Chinas Erfahrungen lernen“, erklärt Thieme.

Unterschiede in der demografischen Entwicklung

Die demografischen Trends in China und Deutschland zeigen ähnliche Muster, jedoch mit deutlichen Unterschieden in Geschwindigkeit und Ausmaß. Chinas Gesellschaft altert rapide. Bis 2035 wird der Anteil der über 65-Jährigen voraussichtlich 30 Prozent der Gesamtbevölkerung erreichen. Aktuell gibt es 280 Millionen Menschen über 60 Jahren, und diese Zahl soll bis 2035 auf 400 Millionen steigen. Angesichts dieses raschen demografischen Wandels hat China bisher eines der weltweit niedrigsten Renteneintrittsalter: Männer gingen mit 60 Jahren in Rente, Frauen in Fabrikberufen bereits mit 50.

Deutschland steht ebenfalls vor einer alternden Bevölkerung. Schon heute liegt der Anteil der über 65-Jährigen bei knapp 22 Prozent und wird bis 2035 auf etwa 26 bis 28 Prozent steigen. Auch hier stellt die Überalterung das Rentensystem vor immense Herausforderungen, insbesondere da das Verhältnis von Beitragszahlern zu Rentenempfängern sich verschlechtert. Thieme sieht Parallelen: „Wie in China sind auch in Deutschland die Rentenkassen durch die schrumpfende Erwerbsbevölkerung unter Druck. Um die Stabilität zu gewährleisten, müssen wir uns der Realität einer längeren Lebensarbeitszeit stellen.“

Rentenalter in Deutschland vs. China

Während China mit der Anhebung des Rentenalters auf 63 Jahre für Männer und 55 bis 58 Jahre für Frauen den Schritt geht, ist das Renteneintrittsalter in Deutschland bereits höher. Ab 2031 wird das gesetzliche Rentenalter in Deutschland schrittweise auf 67 Jahre angehoben, wenn man die Aussagen von Bundeskanzler Scholz richtig interpretiert. Thieme sieht hierin einen wichtigen Unterschied: „Deutschland hat schon vor einigen Jahren mit der schrittweisen Anhebung des Rentenalters begonnen. China muss diesen Weg erst gehen. Deutschland hat jedoch den Vorteil, dass es diese Veränderungen über einen längeren Zeitraum implementiert, was der Gesellschaft mehr Zeit gibt, sich anzupassen.“

Dennoch ist in Deutschland die Diskussion um weitere Reformen nicht abgeschlossen. Wirtschaftsexperten warnen vor einem ähnlichen Szenario wie in China, wenn keine weiteren Maßnahmen ergriffen werden, um das Rentensystem zu stabilisieren. „Während das Renteneintrittsalter in Deutschland bereits angepasst wurde, könnten weitere Schritte notwendig sein, insbesondere, wenn die Lebenserwartung weiter steigt und die Geburtenraten niedrig bleiben. Eine Verlängerung der Lebensarbeitszeit könnte auch hier unumgänglich sein“, erläutert Thieme.

Arbeitskräftemangel und wirtschaftliche Folgen

In beiden Ländern besteht die Gefahr, dass die Überalterung der Gesellschaft zu einem gravierenden Arbeitskräftemangel führt. China steht unmittelbar vor diesem Problem, und die Erhöhung des Rentenalters wird als Mittel gesehen, um zumindest einen Teil der Arbeitskräfte länger im Erwerbsleben zu halten. „China setzt darauf, durch die längere Erwerbsbeteiligung die negativen Effekte der schrumpfenden Erwerbsbevölkerung abzumildern. Auch in Deutschland diskutieren wir über Fachkräftemangel und wie dieser durch gezielte Einwanderung und eine Verlängerung der Lebensarbeitszeit kompensiert werden kann“, sagt Thieme.

In Deutschland setzt man jedoch zusätzlich auf andere Maßnahmen, wie beispielsweise die Erhöhung der Erwerbsbeteiligung von Frauen und älteren Arbeitnehmern sowie eine gezielte Zuwanderungspolitik, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Thieme kommentiert: „Deutschland hat den Vorteil, ein starkes Einwanderungsland zu sein, was eine zusätzliche Quelle für Arbeitskräfte darstellt. China hat diesen Spielraum nicht in dem Maße und muss daher stärker auf interne Reformen setzen.“

Unterschiedliche Wege, ähnliche Herausforderungen

Abschließend sieht die Compivent GmbH in der chinesischen Rentenreform einen richtungsweisenden Schritt, der auch für Deutschland lehrreich sein könnte. „Beide Länder stehen vor denselben demografischen Herausforderungen, gehen aber unterschiedliche Wege. Während Deutschland bereits begonnen hat, das Rentenalter anzuheben, muss China diese Maßnahmen erst einführen. In beiden Fällen ist jedoch klar, dass die Anpassung an die demografischen Realitäten unvermeidlich ist“, fasst Thieme zusammen.

Compivent wird diese Entwicklungen weiter aufmerksam verfolgen und ihre Kunden über die Auswirkungen auf ihre finanzielle Planung und Altersvorsorge informieren. „Die demografische Entwicklung ist nicht nur eine Herausforderung für Regierungen, sondern auch für jeden Einzelnen, der seine Altersvorsorge auf eine solide Basis stellen möchte“, betont Thieme abschließend.

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