Es ist Teil einer aktuellen, verbitterten Diskussion: Muss Fleisch wirklich teurer werden, oder sollen die Käufer nur geschröpft werden? Grünen-Chef Robert Habeck hat nun wieder einmal formuliert, was seit Langem in der Diskussion steht: Die Qualität von Fleisch ist so schlecht wie ihr Preis niedrig ist. Seiner Meinung nach muss Fleisch in Deutschland dringend teurer werden, um eine bessere Qualität und eine bessere Tierhaltung zu garantieren. Fakt ist, wenn man in den Supermärkten auf die Etikettierung schaut, findet man zu 90 % die Note 1 mit dem Vermerk Stallhaltung. Die Benotung von 1 (schlecht) – 4 (optimale Haltungsbedingungen) sollen dem Verbraucher-Schutz dienen, und über die Bedingungen der Schlachttiere Auskunft erteilen. Dass hauptsächlich die schlechteste Note EINS auf den Verpackungen aufgedruckt ist, zeigt deutlich, wie es um die Fleischqualität bestellt ist. Das Fleisch ist zwar billig, aber die Qualität ist miserabel. Man merkt es schon beim Braten: Ob Schwein, Rind oder Hähnchen: Es bildet sich Wasser und Flüssigkeit in der Pfanne, welche aus dem Fleisch austritt. Oft ein Anzeichen dafür, dass das Fleischgewicht mit Wassereinspritzung erhöht wird. Qualitätsfleisch vom guten Metzger sieht anders aus, schmeckt anders und ist gesünder. Ohne Wenn und Aber!
Habeck bekommt zwar aktuell großen Gegenwind für seine Argumentation zu spüren, beharrt aber auf seiner Position. Zwar wird ihm eine unsinnige Diskussionsführung von vielen vorgeworfen, aber auch Julia Klöckner, die aktuelle Landwirtschaftsministerin sagt glasklar: „Es braucht Preise, von denen unsere Bauernfamilien leben können, und Preise, die ein Mehr an Tierwohl ermöglichen.“ Wie soll das auch anders gehen, als dass man an den Haltungsbedingungen und am Arbeitsaufwand der Züchter spart, wenn ein Kilo Fleisch vom Schwein am Schlachthof nur 1,92 Euro kostet. Damit liegen die Produktionskosten – ebenso wie für die Milcherzeugung – offenbar unter den Kosten, die ein Bauer in Deutschland aufbringen muss. Und das kann nicht gehen. Außerdem wird viel zu viel Fleisch im Lande gegessen und wenn dann auch noch die Qualität minderwertig ist, z.B. durch Turbomast, Einsatz von Medikamenten und genmanipuliertes Futter, dann weiß jeder, der halbwegs klar denken kann, dass der Verzehr von Supermarkt-Fleisch schlichtweg ungesund ist. Das Schlimme dabei ist, dass man in den Supermarkt-Regalen so gut wie kein Fleisch mit besseren Stall-Haltungsbenotungen findet. Wer also Fleisch essen will und nicht zum Bauern seines Vertrauens gehen kann – weil beispielsweise keiner in der Nähe wohnt – der muss aus Supermärkten kaufen und weiß, dass er sich und seinen Lieben eigentlich keinen Gefallen tut. Das ist pervers und sollte einer Diskussion über Mindestpreise bei Fleisch jegliche Grundlage entziehen. Wer nicht bereit ist mehr zu bezahlen, weil dann die Fleischqualität und die Tierhaltung besser wird, dem ist nicht zu helfen!
Wer wirklich mal auf einen Schlachthof geht und sieht, wie es dort zugeht, der wird den Hunger auf Fleisch erst einmal verlieren. Wer aber dann bei großen Züchtern hinter die Fassaden schaut, egal ob bei Puten, Hühnern, Rindern oder Schweinen, der findet oft – wie Dokumentationen mit versteckter Kamera belegen – erbärmliche Zustände in der Stallhaltung und kann daraus ableiten, wie es um die Fleischqualität bestellt ist. Eine aktuelle Fleischuntersuchung von Greenpeace von Anfang des Jahres 2020 besagt, dass Supermärkte zu fast 90 Prozent Billigfleisch verkaufen, bei dem die Tierhaltung prekär ist und wegen der billigen Produktions- und Haltungskosten die Qualität unter die Räder kommt. Die Kennzeichnungspflicht auf den Verpackungen hat eine reine Alibi-Funktion, um den gesetzlichen Standards nachzukommen. Die wenigstens Kunden fragen nach Stallhaltungsnoten 4 (Bestnote), die Leute essen, was billig ist. Bei der Untersuchung von 9 Supermarktketten wurden miserable Qualitäten von Fleisch vorgefunden, REAL steht dabei mit seinem Fleischangebot auf dem letzten Platz. Die Supermarktkette Kaufland konnte noch am ehesten mit seiner Frischfleischtheke überzeugen, dennoch sollten die Kunden selbst ein Interesse daran haben, dass besseres Fleisch ins Angebot in den Läden kommt. Denn bei durchschnittlich 59,5 Kilo Fleischverzehr (2019) im Jahr pro Person, was man den deutschen Konsumenten zurechnen kann, sollte jeder den Anspruch haben, dass Qualität auf den Teller kommt. Leider wird eine Diskussion um höhere Fleischpreise in der Politik genutzt, um andere Parteien schlecht zu machen. So wirft der SPD-Fraktionsvize Michael Theurer dem Grünen-Chef Habeck Preistreiberei vor und argumentiert, dass ein Mindestpreis für Fleisch planwirtschaftlicher Unsinn sei. Julia Klöckner jedenfalls ist sich einig darüber, dass ein Verramschen von Fleisch mit Wertschätzung und Tierwohl absolut nichts zu tun hat. Aber ob sich dadurch die Qualität beim Fleisch unserer Tiere endlich einmal bessert?
Ekelhaft, eigentlich dürfte man tatsächlich kein Billigfleisch mehr kaufen und essen. Aber auch in den Restaurants, besonders beim China-Imbiss, kommt billigste Ware in den Topf. Das sind alles Unternehmer, die billig einkaufen und teuer verkaufen. Ein bißchen süß-sauer, ein bißchen Soja-Soße und recht günstige Preise – da sind die Restaurants voll. Aber was die Leute essen und wie die Zubereitung oft ist – ekelhaft. Gibt genügend Videos von Restauranttestern und Aktivisten.