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Zahlen ohne Kreditkarte am anderen Ende der Welt

Als Kind der Finanzkrise 2007 stieß der Bitcoin 2009 in eine Lücke. Während Großbanken zusammenbrachen, Gewissheiten zu zittern begannen, Staatsbanken und Staaten in existenzielle Krisen gerieten, Vertrauen in Geldsysteme zerstob, war der Bitcoin plötzlich da. Eine Erfindung ohne Erfinder: Der ist bis heute unbekannt und versteckt sich hinter einem japanisch klingenden Pseudonym. Das Internetgeld kam ohne Staat und ohne Zentralbank aus, die bisher als unverzichtbare Garanten für die Sicherheit einer Währung gegolten hatten. Für Währungsdeckung sorgt beim Bitcoin ein undurchschaubarer Algorithmus anstatt einer Zentralinstititution; getragen von einem unabhängigen und dezentral organisierten Geldsystem. Dieses fungiert als Alternative zu konventionellen Währungen wie Euro, Dollar oder Yen.

Die Finanzkrise machte für viele all die offensichtlichen Nachteile eines Währungssystems jenseits von Staaten und Zentralbanken schlagartig zur Verheißung. Gerade waren die Dogmen des Finanzmarktlebens tief durchrüttelt worden. Im Gegensatz zu allem was zuvor plausibel schien überzeugte der Newcomer anfangs mit Stabilität, später mit steigenden und stark volatilen Kursen. Zwar stieß die innovative Technologie hinter dem Bitcoin schnell an Grenzen und gravierende Probleme, welche die Bitcoin Community bis heute beschäftigen. Den Problemen seiner Kinderschuhe wurde er nie ledig. Doch erwiesen sich die Vorteile als so überwältigend, dass Nutzer dem neuen System stets in ausreichender und wachsender Anzahl treu blieben. Direkt und anonym bezahlen, egal ob beim Anbieter um die Ecke oder in Timbuktu, unabhängig sogar von Bank- oder Kreditkartenkonto: Diese Qualitäten beförderten den Seiteneinsteiger für eine wachsende Nutzerzahl zum respektablen Player.

Mittlerweile sollen 3000 Kryptowährungen das Licht der Welt erblickt haben. 2015 erhielt der Bitcoin Gesellschaft von seinem bekanntesten Konkurrenten Ethereum, heute die Nummer 2 neben dem Marktführer. Auch der 2012 an den Start gegangene Ripple wuchs inzwischen zum ernst zu nehmenden Mitspieler heran. Das Ripple-Netzwerk unterstützt jede beliebige Währung (Dollar, Euro, Yen, Bitcoin etc.).

Kryptogeld zielt darauf ab, die Finanzbranche von Grund auf zu revolutionieren. Die genannten Zahlungsmittel haben den Ruf unabhängiger Währungen, dezentral in einem Netzwerk erzeugt und verwaltet. Sichere Speicherung und Nachkontrollierbarkeit aller Transaktionen in einer Blockchain schaffen Vertrauen. Sie machen das Gesamtsystem bis in die einzelnen Buchungen transparent und glaubwürdig. Diese Blockchain ist eine kontinuierlich erweiterbare Liste von Datensätzen, die sich nicht verändern lassen oder entfernt werden können, sozusagen ein öffentliches Buchungsverzeichnis. Unbekannt sind allein die Klarnamen der Nutzer.

Die Speicherung an sehr vielen Speicherorten bürgt für die Sicherheit gegen nachträgliches manipulieren. Jeder Teilnehmer kann mitwirken und selbst Ethereum oder Bitcoin erzeugen. Die Netzwerke basieren auf Open-Source und sind öffentlich einsehbar. Beide Währungen werden ausschließlich digital gehandelt, es gibt weder Münzen noch Scheine. Als bestes Buchgeld funktionieren Kryptowährungen zum Bezahlungen von Gütern und Dienstleistungen, sofern Händler beziehungsweise Dienstleister die Zahlungsmethode akzeptieren.

Bei allen Gemeinsamkeiten weist die Technologie hinter den Kryptowährungen grundlegende Unterschiede auf. Ethereum basiert, wie auch der große Bruder Bitcoin, auf der Blockchain-Technologie. Im Unterschied zu Bitcoin ist Ethereum weit mehr als Kryptowährung. Ethereum stellt dem Nutzer viel mehr Werkzeuge bereit. Dazu zählt beispielsweise eine Plattform für sogenannte Dapps (Decentralized Apps). Die regeln elektronisch die automatische Anwendung und Geltung von Verträgen, stellen virtuelle Organisationen bereit oder das mitunter bedeutende Identitätsmanagement. Vereinfacht gesagt kann dem Ethereum die vertragsgemäße Nutzung mitgegeben werden, etwa welche Unterprogramme tatsächlich gestartet und angewendet werden können. Welche Vertragsklauseln vereinbart wurden und dem Nutzer zur Verfügung stehen regelt dann der Computer automatisch. Dadurch dient Ethereum als Zahlungsmittel als auch für den Austausch von Eigentum, Anteilen und mehr. Die Blockchain von Ethereum verwendet eine andere Skalierungsmethode und arbeitet deutlich schneller als die von Bitcoin. Ethereum können mit weit geringerem Aufwand erzeugt werden. Ihr Herstellungsprozess benötigt eine deutlich kleinere Rechenleistung und verbraucht somit weniger Strom. Zudem können Transaktionen in Ethereum schneller und günstiger als in Bitcoin abgewickelt werden.

Als dritter großer Player hat sich der Ripple etabliert. Exakt gesprochen heißt diese Digitalwährung eigentlich XRP und arbeitet ohne Blockchain. Der XRP ist integraler Bestandteil der sehr viel umfangreicheren Netzwerkstruktur Ripple mit all ihren Möglichkeiten. Verwirrenderweise hat sich Ripple als Gebrauchsname für XRP durchgesetzt. Die Gesamtstruktur Ripple als Zahlungsnetzwerk basiert auf Open-Source. In seiner endgültigen Ausbaustufe soll Ripple ein Peer-to-Peer-Zahlungsverfahren als auch ein Devisenmarkt sein. Peer-to-Peer bedeutet ein hierarchiefreies Netzwerk unter Gleichen, das wie Bitcoin und Ethereum ohne dazwischen geschaltete Bank funktioniert. Das Ripple-Netzwerk unterstützt jede beliebige Währung (Dollar, Euro, Yen, Bitcoin etc.). Neben dem Zahlungsnetzwerk und dem verteilten Handelsplatz enthält Ripple seine eigene interne Kryptowährung XRP. Diese dient sowohl der Wertaufbewahrung als auch zum Handelsmedium, ist aber für die Durchführungen von Zahlungstransaktionen unabdingbar. Ripple Labs finanziert sich ausschließlich über die Wertsteigerung von XRP. Hintergrund der Stabilität ist die rechnerisch ermittelte Vertrauenswürdigkeit jedes einzelnen Nutzers, die bewertet und zueinander in Beziehung gesetzt gesetzt werden.

Ripple betont immer wieder, dass die Währung XRP ein eigenständiges Open Source Projekt ist. Das bleibt auch weiter bestehen, sollte es die Firma Ripple irgendwann nicht mehr geben. XRP/Ripple hat mittlerweile bei Banken Anerkennung gefunden. Am 31. Januar 2018 gab die spanische Großbank Santander bekannt, Ripple für Transaktionen zwischen den Ländern Spanien, Großbritannien, Polen und Brasilien einsetzen zu wollen. Mitte Dezember 2018 wurde bekannt, dass die UAE Exchange aus den Vereinigten Arabischen Emiraten plant, bis zum ersten Quartal 2019 grenzüberschreitende Überweisungen nach Asien zu starten.

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