Kunst als Investment klingt für die meisten Menschen nach einer Spielwiese der Superreichen. Dabei können auch Privatpersonen mit überschaubarem Einsatz vom Boom am Kunstmarkt profitieren. Achten sollten Investoren auf die richtige Auswahlstrategie und eine breite Streuung.
Der Kunstsammler und Kunsthändler hat sein Büro in einem gut versteckten, umgebauten Altbau im Herzen von Berlin. Vor der Eingangstür in der liebevoll arrangierten Einfahrt stehen ein Tesla und zwei Oldtimer. Auf mehr als 2.000 Quadratmeter Wohn- und Büroflächen arbeiten fünf Mitarbeiter in kreativem Ambiente: jeder Quadratmeter Wandfläche ist mit Gemälden versehen, die Mitte des Besprechungsraums eine zwei Meter hohe Napoleon-Skulptur. „Das wunderbare an unserer Arbeit ist, dass wir uns immer mit schönen Dingen beschäftigen“, erklärt unser Gastgeber.
Vor fünfzehn Jahren hat seine Firma begonnen mit Kunst Geschäfte zu machen. Mit 25.000 Euro Startbudget begann das Wagnis. Der Fokus lag von Anfang an auf jungen Künstlern und regionalen, unentdeckten Talenten. „Wir haben uns zum Start des Unternehmens 20 Künstler heraus gesucht von denen wir überzeugt waren. Die Kriterien waren einfach: die Qualität der Kunst sollten hoch sein, die Bilder mussten uns gefallen und der Preis pro Werk durfte nicht über 1.000 Euro liegen.“
Nach drei Monaten Suche in kleinen Galerien, auf Ausstellungen und in Ateliers von Hunderten Künstlern war das Startportfolio der Kunsthandelsfirma gelegt – insgesamt 56 Werke von 13 Künstlern. „Unser war von Anfang an mindestens vier Werke von jedem unserer Künstler im Portfolio zu haben; wir profitieren dadurch langfristig von Wertsteigerungen, bauen Vertrauen und eine gute Beziehung zu den Künstlern auf und haben natürlich auch eine gute Ausgangsposition für Preisverhandlungen.“
Die Bilder wurden in einem kleinen Showroom arrangiert und Sammlern bei exklusiven Führungen, auf ausschweifenden Partys und in Privatauktionen angeboten. Die ersten Verkaufserfolge ließen nicht lange auf sich warten: Innerhalb der ersten zwei Wochen konnten die Händler bereits 12 Werke an den Mann bringen – mit einem durchschnittlichen Profit von mehr als 50 Prozent. „Die Margen klingen gigantisch, erklären sich aber vor allem über die recht niedrigen Einkaufspreise“, lautet die einfache Erklärung, wie so schnell Gewinne erzielt wurden.
Kunsthandel im Internet
Seit dem furiosen Start haben die Berliner Kunsthändler ihre Strategie kaum verändert. Investiert wird vor allem in talentierte, aber noch günstige Künstler, die große prozentuale Wertsteigerungen erlauben. Die Rechnung ist einfach: „der Sprung von 500 Euro auf 5.000 bis 10.000 Euro bedeutet 1.000 bzw. 2.000 Prozent Rendite, ein Werk für 100.000 Euro müsste für dieselbe Steigerung auf eine oder sogar zwei Millionen Euro steigen“, erklärt der Experte.
Neue Künstler suchen die Kunsthändler heutzutage vor allem im Internet auf Plattformen wie Singulart. Zusätzlich sind sie europaweit in Galerien und Ateliers, auf Messen und Ausstellungen auf der Suche nach talentiertem Nachwuchs. Investiert wird zu Beginn in mindestens vier Werke zu einem Gesamtkaufpreis zwischen 5.000 Euro und 25.000 Euro, abhängig vom aktuellen Preisniveau und Renommee des Künstlers. Im Anschluss bleiben die Künstler auf der sogenannten „Watch List“. In regelmäßigen Abständen wird der Kontakt gehalten und die künstlerische Entwicklung beobachtet – und in der Regel weitere Werke erworben. „Wir sind sehr treue Kunden: In 80 Prozent der Fälle erwerben wir nach dem Einstieg weitere Werke von unseren Portfolio-Künstlern.“
Kunstexperten erwarten hohe Wertsteigerungen bei Thomas Pramhas
Eine der aktuellen Favoriten unseres Gastgebers ist der österreichische Künstlers Thomas Pramhas: „Sowohl seine künstlerische als auch die Preisentwicklung zeigen seit Jahren nur in eine Richtung: steil nach oben“, kommentiert er lächelnd. Seit 2012 hat sein Unternehmen in Pramhas-Werke investiert. Kleine Werke des Malers werden derzeit um die 1.000 Euro gehandelt, größere Formate sind zwischen 2.000 Euro und 5.000 Euro im Angebot. Einige Großformate haben in letzter Zeit bereits fünfstellige Auktionsergebnisse erzielt.
Die Berliner Kunstexperten rechnen mit weiteren Wertsteigerungen bei Thomas Pramhas. In den letzten 12 Monaten wurde das Portfolio um weitere Werke erweitert. Die Begründung: „Derzeit gibt es noch einzelne Pramhas-Werke von 2014 bis 2018 für unter 1.000 Euro am Markt – die hohe Nachfrage sorgt für stetig steigende Preise.“
Privatpersonen, die in Kunst investieren wollen, sollten vor allem ihrem eigenen Geschmack folgen und sich nicht zu sehr von Expertenmeinungen und großen Namen leiten lassen, erklärt unser Gastgeber. „Das Schöne an Investments in Kunst ist, dass Sie jeden Tag eine unbezahlbare Rendite bekommen, in Form von höherer Lebensqualität, der Freude, wenn Sie ein Gemälde täglich betrachten und genießen.“