Cartagena im Norden Kolumbiens ist eine wundervolle Idylle mit einer pittoresken vorgelagerten Inselwelt, die zum Tauchen und Schnorcheln einlädt. Das Städtchen Cartagena ist so gar nicht das, was man sich unter Kolumbiens Drogenwelt und Bandenkriminalität vorstellt, sondern ein karibisches Paradies, das nur wenige kennen. Nicht umsonst heißt es, Cartagena sei die schönste Stadt der Karibik mit seinem kolonialen Zentrum und seinen Stränden mit weißem Sand und Palmen.
Cartagena war Schauplatz zahlreicher Seeschlachten, Schönheitswettbewerbe oder auch Garcia-Marquez-Romane und hier trifft man das wahre Leben der Karibik, einen beinahe magischen Realismus mit Reggae-Sound und Rumba, mit karibischen Cocktails und gotischen Kirchen. Dazu sollte man die koloniale Altstadt erforschen und eine Exkursion zu den vorgelagerten tropischen Inseln machen. Das historische Zentrum Cartagenas ist tatsächlich eine Art Märchenkulisse aus prachtvollen Palästen, engen Gassen und dicken Festungsmauern der früheren Kolonialzeit. Hier kann man sich einen Drehort von „Pirates oft he Caribbean“ bestens vorstellen. Allerdings natürlich sehr überlaufen, weil es als Hotspot für Touristen gilt und alles top-modisch restauriert ist. Beinahe makellos ist die Schönheit der Stadt, es leben viele Aristokraten hier. Trotzdem gibt es viele Sehenswürdigkeiten, die ein Tourist besucht haben sollte, dazu zählt das Gefängnisrestaurant Interno, in dem die Insassen die Gäste bekochen, obwohl Mörder, Diebe oder Vergewaltiger unter ihnen sind. Daneben sollte man den alten Buchladen Ábaco mit der großen Garcia Marquez Buchsammlung gesehen haben, dem bekannten Literatur-Nobelpreisträger. Am Marktplatz gibt es ein Kochstudio, wo Reisende die Rezepte der karibischen Küche erlernen können. Am Rande des Zentrums gibt es urige Bars und Tavernen, in denen man auch gut essen kann und erfrischende Drinks serviert bekommt. Auf der Speisekarte stehen hauptsächlich frischer Fisch und Bohnengerichte. Im Hafenviertel Getsemani, in dessen engen Gassen findet man kleine Kneipen und Spelunken, wo das wahre Leben sich abspielt und nichts geschönt ist. Hafenarbeiter und Tagediebe trinken hier ihren billigen Rum und karibisches Bier. Dazu dröhnt der Reggae-Sound aus den alten Boxen. Wie viele Städte Lateinamerikas ist Cartagena auch eine Stadt mit zwei Gesichtern. Elend und Wohlstand liegen dicht nebeneinander und verleihen dem Ort ein Bild der krassen Gegensätze.
Was aber typisch für Cartagena ist: Es gibt überall Wasser mit Meer, Buchten und dem großen Hafenbecken. Von der Mole zwischen Altstadt und dem Viertel Getsemani fahren schon in aller Frühe Boote hinaus auf die Insel Isla Grande und die Islas del Rosario, hin zu einem Archipel aus feinen Sandstränden, Kokospalmen und manchem Fort, wo sich die Engländer und Spanier im 18.Jahrhundert manche Seeschlachten geliefert haben. Für Taucher ist das Gebiet sehr interessant, weil man in den alten Schiffswracks immer noch verborgene Schätze aus damaliger Zeit vermutet. Der letzte Fund, die spanische Galeone „San Jose“ hat Gold und Silber im Wert von 20 Milliarden Dollar an Bord, bevor sie sank. Bei farbenprächtigen Schnorchelexpeditionen können Besucher eine Art Korallenriff erkunden, was mit dem Schnellboot nach kurzer Zeit erreichbar ist. Die Wassertemperatur liegt immer bei etwa 28 Grad, so dass es keine Ausreden gibt, nicht baden oder tauchen zu gehen. Unter Wasser trifft man auf seltene Fische wie Rochen oder auch Hammerhaie, dazu bunt gestreifte Fische wie aus dem Aquarium. Die Taucher, die nach Fischen suchen, um sie zu fangen, jagen auch oft mit Dynamit, was allerdings die Korallen zerstört, was das Gleichgewicht der Natur ähnlich wie in Australien mehr und mehr ins Wanken bringt. Die Nachteile der Zivilisation eben, die auch vor diesem wunderbaren Fleckchen Erde nicht Halt machen. Einige Inselbewohner züchten mittlerweile bunte Korallen, um dem Raubbau an der Natur entgegenzuwirken. Wunderbar anzusehen und auch so wichtig. Auf diese Weise kann man Reisen mit einer Art von Bildung verbinden, also Spaß haben und biologisches Bewusstsein schärfen. Hört sich nach „ganz großem Kino“ an. Im San Bernardo-Archipel weiter draußen im karibischen Meer gibt es künstliche Inseln, auf denen Häuser gebaut wurden, die quasi freischwimmend im Wasser stehen. Eine tolle Postkartenidylle, die manch einer so nie mehr erleben wird.
Cartagena verfügt außerdem noch über einen Nationalpark mit seiner Insel Santa Cru del Islote, die wohl am dichtesten besiedelte Insel der Welt. 1.200 Menschen, meistens Afro-Kolumbianer leben hier auf einer Fläche so groß wie 2 Fußballfelder. Sensationell und undenkbar bei uns. Aber so ist die Karibik: Etwas anders als unsere Welt in Europa, aber mit magischem Realismus.