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Spielkonsolen werden eingeflogen

Unter der Leitung von Karsten Wildberger machte der Elektronikhändler Ceconomy erst vor Kurzem die komplette Übernahme der Tochter Media-Saturn-Holding (MSH) früher als erwartet perfekt. Nun beantwortete der Manager Wildberger in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen einige Fragen über den Elektrogerätemangel und das Online- sowie Ladengeschäft.

Dr. Karsten Wildberger ist promovierter Physiker und absolvierte nach seinem Studium seinen Master of Business Administration in Fontainebleau. Bereits seit 1998 nahm er vermehrt wichtige Rollen in verschiedenen Unternehmen ein. Zu verschiedenen Fragen der Strategie und Digitalisierung der Branche beriet er die Boston Consulting Group. Darüber hinaus bekleidete Wildberger internationale Führungspositionen bei T-Mobile, Telstra und Vodafone. Bei der E.ON SE war er seit 2016 Mitglied im Vorstand und betreute unter anderem den Vertrieb, das Wachstumsfeld „Dezentrale Energieinfrastruktur“, Energiebeschaffung, Elektromobilität, Marketing, Digitale Transformation und IT. Mitte 2021 wechselte der Manager Wildberger in den Vorstand der Geschäftsführung der Media-Saturn-Holding GmbH. Zur selben Zeit wurde er zum Vorstandsvorsitzenden und Arbeitsdirektor bei der Ceconomy AG ernannt. Dabei konnte er bereits nach kurzer Zeit in der Führungsrolle einen Erfolg feiern: Ceconomy hatte nach jahrelangem Streit die MediaMarktSaturn-Gruppe geschluckt.

Neben seinen beruflichen Tätigkeiten ist Dr. Karsten Wildberger kooptierter Vizepräsident des Handelsverband Deutschland. In Präsidien berät er sich mit den anderen Mitgliedern über Angelegenheiten, die für den Berufsstand des Einzelhandels von wesentlicher Bedeutung sind. Neben dieser Rolle ist Karsten Wildberger ein wichtiger Teil des Aachener Ingenieurpreises. Im alljährlichen Beirat aus zwölf Persönlichkeiten aus der Wirtschaft, darunter auch Dr. Wildberger, wird der Preisträger bestimmt.

Im oben erwähnten Interview mit der Frankfurter Allgemeinen geht er zunächst auf die Lieferprobleme des Handels ein: „Die internationalen Lieferketten sind seit dem letzten Herbst angespannt, und das wird auch noch eine Zeit lang so bleiben“, erklärt Dr. Karsten Wildberger. Diese Probleme treffen allerdings nur spezielle Produktkategorien, in denen ein bestimmter Chip verbaut ist. „Insgesamt ist es uns bisher gut gelungen, eine hohe Produktverfügbarkeit sicherzustellen“, versichert er. Im Großen und Ganzen sollen Kunden immer noch das finden, was sie suchen – einige Mobiltelefonmodelle sind allerdings hin und wieder knapp. Vor allem die beliebte Playstation 5 ist überall auf der Welt schwer zu erwerben. Wildberger erklärt, dass die Media-Markt-Saturn-Gruppe diese Konsole nur schwungweise bekommt. Bei der Beschaffung zeigen sich die Unternehmen unter Wildbergers Leitung aber kreativ: Teilweise werden die Konsolen sogar eingeflogen, anstatt auf die übliche Seefracht warten zu müssen. Zwar wird das Lieferkettenproblem in Folge der stillgelegten Hafenkräne in China weiterhin ein Thema sein, doch laut Wildberger hat sich Media-Markt-Saturn frühzeitig dazu entschieden, die Bestände vorsorglich zu erhöhen. So seien alle Filialen weiterhin gut aufgestellt. Dabei versichert Wildberger, dass Weihnachten nicht wegen der globalen Probleme ausfallen muss: „Keine Sorge: Weihnachten wird auch in diesem Jahr stattfinden, und bei uns wird es auch die passenden Geschenke geben. Zudem erledigen viele Kunden ihre Weihnachtseinkäufe ja schon frühzeitig im November, etwa am Black Friday. Auch darauf sind wir vorbereitet.“ Über einen Mangel an Weihnachtsgeschenken muss man sich dieses Jahr also auch keine Gedanken machen, was bereits im vergangenen Jahr ein zentrales Thema bei den Kunden und Kundinnen war.

Zentraler Ansatz: Omnichannel

„Unser Ansatz ist Omnichannel“, erklärt Wildberger auf die Frage, ob man das gewünschte Gerät günstiger im Geschäft oder Online bekommt. Weil das Onlinegeschäft eng mit dem stationären Geschäft verzahnt ist, wird dem Kunden ein einheitliches Einkaufserlebnis auf allen Kanälen geboten.

Bei den Preisen werden also im Webshop und in den Märkten keine Unterschiede gemacht. Darüber hinaus werden die Verkaufspreise mehrmals in der Woche aktualisiert, damit auch das Wettbewerbsumfeld berücksichtigt wird – das geschieht online und in den Märkten gleichzeitig. Wildberger hat die Konkurrenz durchaus im Blick und beobachtet den Markt. Auf die Frage, wieso der Konkurrent Amazon es hinbekommt den Warenbestand akkurat anzuzeigen, und Media-Markt-Saturn nicht, reagierte Wildberger zuversichtlich. „Wir sind dabei, unsere gesamte Logistik-, IT- und Bestellprozesse über alle Vertriebskanäle hinweg zu automatisieren und zu vereinheitlichen. Aber klar ist auch, wir sind noch nicht überall dort, wo wir sein wollen.“ Weil die Wurzeln der Media-Markt-Saturn-Gruppe im stationären Geschäft liegen, muss das Team erst an der Digitalisierung arbeiten.

Vor dem Hintergrund, dass die Inflation auch einen Effekt auf den Elektronikhandel hat, geht Wildberger davon aus, dass sich auch die Preise in dieser Branche verändern werden. Allerdings schlagen Preisveränderungen nicht wie bei Lebensmitteln direkt an. Neben den fairen Preisen möchte Wildberger dem Kunden aber vor allem eins bieten: ein durchweg positives Einkaufserlebnis. „Neben dem passenden Produkt zu einem guten Preis gehört dazu auch ein überzeugender Service“, erklärt er. So werden vermehrt Beratung, Installation oder Reparatur von Geräten vor Ort angeboten.

Nachhaltigkeit im Geschäft

Wildberger und die Media-Markt-Saturn-Gruppe nimmt die Verantwortung sehr ernst, die sie in puncto Nachhaltigkeit hat. Konkret heißt das, dass sie den Lebenszyklus von elektronischen Geräten verlängern wollen. In den vergangenen sechs Monaten reparierten sie laut eigenen Angaben rund 275.000 Geräte. Zusätzlich werden im Markt Produkte recycelt oder aufbereitet. Dazu stehen in den Filialen Automaten zur Rückgabe alter Mobilfunkgeräte. Alte Handys können so weiterhin in Umlauf kommen und die Kreislaufwirtschaft wird aktiv vorangebracht.

Neben den klassischen Elektronikgeräten verkauft Media-Markt-Saturn neuerdings auch Ökostromverträge. Dabei entscheiden sich immer mehr Kunden dafür, im Markt ihren Stromanbieter zu wechseln. „Es passt zu unserer Ausrichtung. Wir haben ja auch immer mehr energieeffiziente Produkte im Sortiment. Da liegt es doch auf der Hand, dass wir dazu auch grünen Strom anbieten“. Die Elektronikholding GmbH macht es also möglich, dass Kunden einen bewussten Beitrag zum Klimaschutz leisten.

Abschließend äußerte sich Karsten Wildberger auch über den Ukraine-Krieg. „Der Krieg gegen die Ukraine ist eine schreckliche Tragödie, ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Zwar sind die die Elektronikmärkte weder in Russland noch in der Ukraine vertreten „aber wir versuchen, in den angrenzenden Ländern zu helfen, wo wir können“, machte er deutlich.

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