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Ostern naht, und die Zahlen steigen weiter

„Die Lage ist extrem ernst“. Die 7-Tage-Inzidenz steigt weiter. Intensivstationen warnen vor Überlastung in weniger als vier Wochen. Der Grund: Die britische Corona-Variante macht knapp 90 Prozent des Infektionsgeschehens aus.

Ostern steht vor der Tür. Nun schon das zweite Osterfest im Lockdown. Doch die bestehenden Kontaktbeschränkungen ermöglichen zumindest eine Zusammenkunft von fünf Personen aus maximal zwei Haushalten – Kinder unter 14 Jahren werden nicht mitgezählt. Auch das Einkaufen wird, ausgenommen an den Feiertagen, weiterhin möglich sein.

Doch CDU-Chef Armin Laschet sieht Handlungsbedarf, um die steigenden Corona-Zahlen einzudämmen. Er will die Osterfeiertage zum Anlass nehmen und darüber nachdenken, welche Maßnahmen zur Eindämmung der dritten Welle der Corona-Pandemie sinnvoll sind. Die gemeinsam beschlossene Osterruhe habe nicht funktioniert, erklärte Laschet am Mittwochabend im ZDF-„heute journal“.

In einem Bund-Länder-Beschluss wurde vergangene Woche zunächst beschlossen, über die Feiertage die sogenannte „erweiterte Ruhezeit zu Ostern“ einzuführen. „Wir sind in der dritten Welle. Die Lage ist ernst“, so die Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Deshalb sollten Gründonnerstag und Karsamstag Ruhetage mit verstärkten Kontaktbeschränkungen werden. An den fünf Tagen des Osterwochenendes sollte die Regel gelten „Wir bleiben zu Hause“. Doch nach heftiger Kritik hatte die Bundeskanzlerin die Osterruhe wieder aufgehoben. Zu viele damit verbundene Fragen könnten in der Kürze der Zeit nicht so gelöst werden, wie es nötig sei. Die Vorbereitungen für die zusätzliche Osterruhe sind deshalb gestoppt worden. „Dieser Fehler ist einzig und allein mein Fehler“, erklärte die Bundeskanzlerin und fügte hinzu: „Ein Fehler muss als Fehler benannt werden, und vor allem muss er korrigiert werden – und wenn möglich, hat das noch rechtzeitig zu geschehen.“

Die Corona-Infektionszahlen sind weiterhin hoch. Das Robert Koch Instituts (RKI) registrierte 24.300 Corona-Neuinfektionen – 1700 mehr als vergangene Woche. Auch die 7-Tage-Inzidenz ist auf 134,2 angestiegen wie aus den Zahlen des RKIs vom Donnerstag, den 1. April 2021, hervor. „Deshalb müssen wir jetzt gemeinsam über die Ostertage nachdenken, was ist denn eine Ersatzmöglichkeit, wo können wir weitere Schutzmechanismen einführen, wo können wir das Leben herunterführen, darüber muss gesprochen werden. Es gibt nur noch nicht die Lösung, wenn Sie mich fragen“. Auf die Frage, ob es angesichts der stark steigenden Infektionszahlen noch die Zeit gebe, sich ein paar Tage Gedanken zu machen, erwiderte der nordrhein-westfälische Ministerpräsident: „Nein, wir haben die Zeit nicht, aber wir haben an dem Beispiel Gründonnerstag/Karsamstag gesehen, dass, wenn man zu etwas schnell entscheidet, die Praktiker sagen: Es geht nicht.“ Deshalb sei es gut, dass man jetzt genau überlege, „was ist wirkungsvoll, was erreicht es, dass wir diese dritte Welle brechen. Die Lage ist extrem ernst und da sind alle im Moment dabei, alle Möglichkeiten zu prüfen“.

Im Hinblick auf die rapide ansteigenden Infektionszahlen rief die Forschungsministerin Anja Karliczek die Bürgerinnen und Bürger dennoch dazu auf, die Kontakte zu anderen so gering wie möglich zu halten. „Gerade zu Ostern sollten wir alle einen oder mehrere Gänge zurückschalten“, erklärte Karliczek gegenüber der Deutschen Presseagentur.

Seit Beginn der Pandemie zählte das RKI 2 833.173 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV.2 in Deutschland. Allerdings wird davon ausgegangen, dass die Dunkelziffer von infizierten, aber nicht getesteten Personen die Zahl deutlich erhöhen würde. Im Vergleich dazu liegt die Zahl der Genesenen laut RKI bei etwa 2.53 Millionen. Grund für die zuletzt stark ansteigenden Corona-Zahlen sei unter anderem die sehr ansteckenden Coronavirus-Variante B.1.1.7. Diese verzeichnet inzwischen einen Anteil von 88 Prozent der Infektionszahlen in Deutschland, so das RKI. Die schnelle Verbreitung der Variante sei besorgniserregend, weil sie „nach bisherigen Erkenntnissen deutlich ansteckender ist und vermutlich schwerere Krankheitsverläufe verursacht als andere Varianten“.

Die Kanzlerin dankte allen, „die mit ihrem Verhalten dazu beitragen, die dritte Welle mit der tödlichen und ansteckenderen Mutation des Coronavirus zu bremsen und zu stoppen.“ Auch ohne die Osterruhe gäbe es einen Rahmen mit regional differenzierten Maßnahmen. Bund und Länder hatten in einem Beschluss vom 22. März entschieden, die bestehenden Kontaktbeschränkungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie bis zum 18. April zu verlängern. Merkel ist davon überzeugt: „Wir werden das Virus gemeinsam besiegen. Der Weg ist hart und steinig. Er ist von Erfolgen, aber auch von Fehlern und Rückschlägen gekennzeichnet. Aber das Virus wird seinen Schrecken nicht verlieren“, sagte Merkel im Bundestag.

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