Unsere Kleinsten in die Obhut von Kitas zu geben, damit sie dort behutsam auf das Leben vorbereitet werden und mit anderen Kindern spielen können und vernünftig betreut werden, das bedeutet für alle Eltern normalerweise, dass diese sich keine Sorgen um ihre Liebsten machen müssen. Doch wenn das Böse in Form von gewalttätigen Erziehern oder Erzieherinnen lauert, dann wird der Kita-Alltag zum Alptraum. Für Eltern, Kinder und die städtischen Behörden, die die Verantwortung tragen. Doch jetzt wurde die vermeintlich heile Kindertagesstätten-Welt durch einen Todesfall eines 3-jährigen Mädchens erschüttert, welches durch die Hand einer Erzieherin zu Tode kam. Obwohl es vorher klare Anzeichen gab, dass die verantwortliche 25-jährige Erzieherin offenbar ungeeignet war, um sich um Kindergartenkinder zu kümmern und den Erzieherinnen-Job angemessen auszuüben, wurde sie mit speziellen Betreuungsaufgaben betraut, die sie unter anderem dazu nutzte, um einer krankhaften Neigung zum Quälen Schutzbefohlener nachzugeben. Mehrere Vorfälle von Kindesmißhandlung gab es in der Vergangenheit, obwohl der jungen Frau bereits bescheinigt worden war, dass sie ungeeignet für den Beruf einer pädagogischen Betreuerín ist.
Wer in den Beruf einer Kindergärtnerin ausüben will, macht einfach eine Ausbildung und bewirbt sich dann in irgendeiner Einrichtung. Zeugnisse werden in der Regel nicht verlangt, gibt es doch eine Vereinbarung, die laut deutschem Kita-Verband besagt, dass darin nicht erwähnt werden darf, wenn eine Erzieher/in darin negativ auffällt. Wie absurd ist das denn? Waltraut Weegmann, Verbandschefin deutscher Kitas dazu: „Deshalb sind letztendlich alle Zeugnisse Makulatur.“ Wie bitte? Es gibt keine Möglichkeit, um zu überprüfen, ob eine Eignung des Personals von Kindertagesstätten vorliegt und man deshalb blind darauf vertrauen muss, dass alles gut geht und niemand zu Schaden kommt? Zwar gibt es ein klare Regelung, dass z.B. Notarzteinsätze in Kitas dem zuständigen Landesjugendamt gemeldet werden müssen, aber im Fall des Kita-Mordes, der in Viersen in NRW stattfand, wurde offenbar diese Notwendigkeit ignoriert. Ebenso wie in anderen Einrichtungen im größten deutschen Bundesland, wo die Erzieherin bevor sie entlassen wurde, auch mit Straftaten der Körperverletzung in Zusammenhang gebracht wurde. In der Nachbarstadt Kempen kam es zu Vorfällen mit Notarzteinsätzen, die aber nicht weiter geahndet wurden. Kempens Bürgermeister Volker Rübo kommentiert das folgendermaßen: „Die Ärzte konnten kein Fremdverschulden feststellen. Insofern hatten wir keinen Anlass, Ermittlungen interner Art anzustellen.“ Wie sich nun herausstellte, hätte man besser mal rechtzeitig ermittelt, dann wäre der jetzige Todesfall der 3-jährigen Greta vielleicht nicht passiert. Erstaunlich ist, dass die des Mordes verdächtige 25-Jährige während ihrer kurzen Berufslaufbahn viermal auffällig werden konnte, ohne das jemand Verdacht schöpfte? Wie sicher ist das Leben in unseren Kitas für unsere Kinder, wenn jeder sich blind auf den anderen verlässt, aber niemand genau hinschaut. Kleine Kinder haben die Eigenschaft, dass sie Vorfälle von Gewalt, Misshandlung oder erzieherischer Sanktionen eher verschweigen oder verdrängen, so dass man erst viel später mitbekommt, dass etwas Negatives oder Schlimmes vorgefallen ist.
Jede Verhaltens-Änderung bei Kindern ist oft ein Warnzeichen, dass es Vorfälle gab, die das Kind nicht richtig verarbeiten kann oder die Spuren hinterlassen haben. Dabei hinterlassen beispielsweise Misshandlungen keine sofort erkennbare Spuren, weil Kinder nie darüber sofort erzählen, sondern sich ihr Verhalten und ihr Benehmen plötzlich ändern. Es kann zu Abwehr-Haltungen und Verweigerungen kommen, zum Einnässen, Appetitlosigkeit oder auch Gewaltausbrüchen. Der Heidelberger Arzt Dr. Andreas Schick vom dortigen Präventionszentrum gibt zu bedenken: „Eltern sollten hellhörig werden, wenn sich das gewohnte Verhalten der Kinder plötzlich ändert.“ Dann rät er zu einem Gespräch in der Kita, ebenso wenn es blaue Flecken am Körper eines Kindes gibt, die das Kita-Personal wegen dessen Aufsichtspflicht erklären muss. Empfehlenswert ist es außerdem, dass Eltern ihre Kleinen dahingehend sensibilisieren, dass sie eine tägliche Routine daraus machen, über Erlebtes zu sprechen. Über Gutes genauso wie über Schlechtes. Und zwar frühzeitig, nicht erst wenn etwas passiert ist oder Probleme entstanden sind. Auf jeden Fall wird es Zeit, dass die Kontroll- und Eignungsüberprüfungen von Kitapersonal erneuert und modifiziert werden. CSU-Abgeordneter Michael Kuffer dazu: „Wenn Arbeitszeugnisse von Erzieher/innen keine Aussagekraft besitzen, dann sollten wir über die rasche Einführung eines Zentralregisters für solch sensible Berufe nachdenken.“ Vor allem dürfen nie wieder Frühwarnzeichen ignoriert werden, wenn der Verdacht besteht, dass Mitarbeiter auffällig geworden sind oder das Kindswohl gefährdet ist.
Wie kann das gehen, dass in solch wichtigen Berufen nicht richtig nach der Eignung gefragt wird?? Woher weiß ich, dass mein Kind in einer Kita wirklich gut aufgehoben ist? Das kann doch nicht wahr sein!