Mitteldeutsches Journal

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Lässt der Lokführer-Streik die Wirtschaft endgültig entgleisen?

Sie kriegen den Hals nicht voll, unsere Lokführer. Wenn sie keine höheren Gehälter bekommen, dann streiken sie eben und legen den Güter- und Personenverkehr lahm. Klasse, wie Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) tatenlos zusehen muss, wie seine Dienstleistungstruppe der Deutsche Bahn AG und deren Lokführer-Gewerkschaft GDL ihm auf der Nase herumtanzen. Möglicherweise dreht sich das Interesse von Scheuer derzeit mehr um private Dinge – er hat vor 1 Woche zum dritten Mal geheiratet (auch das kriegt er nicht vernünftig hin…) – aber deutsche Zugreisende sind mehr als verärgert, werden sie zum wiederholten Male von Streiks des Bahnpersonals abgenervt. 4 Tage Bahnstreik ab Montag 23.8. – da kann man nur staunen, dass unsere Wirtschaft nach dem langen Corona-Lockdown auch dieses Desaster noch so gut verkraftet.

Aber wie lange hält die angeschlagene Wirtschaft noch durch, wenn wieder Tausende nicht oder zu spät zur Arbeit kommen, wenn der Waren- und Güternachschub verzögert wird und unsere Zulieferbetriebe dadurch nicht richtig arbeiten können? Wie die Bahn mitteilt, werden im Fernverkehr von ICE und Intercity-Verbindungen etwa 75 Prozent aller Verbindungen ausfallen, und im Nahverkehr immerhin noch jeder 2. S-Bahnzug. Auch langes Verhandeln und schlichtende Worte konnten bis dato nichts gegen den Unmut der Lokführer ausrichten, da die höheren Gehaltsforderungen- und verhandlungen für beide Seiten nicht annehmbar sind. Selbst eine Corona-Prämie, die der Konzern der Gewerkschaft GDL angeboten hat, konnte die Streikenden noch nicht umstimmen. Bisher wollten sich die Lokführer noch nicht einmal an einen gemeinsamen Verhandlungstisch begeben. Es wäre wichtig, dass weitere Streiks vermieden werden. Dabei sind die Gehälter der Bahn jetzt nicht so schlecht, dass die Mitarbeiter am Hungertuch nagen müssten: Nach der Ausbildung verdienen Lokführer zwischen 1.800 – 2.400 Euro, später steigt das Gehalt auf 2.700 Euro brutto bei einer 39 Stunden-Woche.

Was macht eigentlich der oberste Chef der Deutsche Bahn AG, Richard Lutz? Er ließ sich kürzlich erst einmal seinen Vertrag bis 2027 verlängern. Die von ihm und seinen Vorstandskollegen geforderte Lohnerhöhung um 10 Prozent wurde allerdings erst einmal vertagt aufs nächste Jahr. Offenbar zurecht, denn was derzeit wieder abgeht im Personen- und Güterverkehr, ist weiß Gott keine Glanzleistung, sondern ein Zeugnis des Versagens. Von Zugverspätungen redet derzeit niemand mehr, alle wären froh, wenn überhaupt Züge fahren. Wer erlebt hat, wie es ist, auf Langstrecken in den ICEs auf dem Boden sitzen zu müssen, weil alles voll ist, der kann ein Lied davon singen, dass die DB ein jämmerliches Konstrukt ist. Verspätungen, Platzmangel, Pannen, Streiks – hat man da noch Worte?

Der Mittelstand in Deutschland hat bereits massive Probleme, auch die Inzidenzzahlen steigen wieder, daher wäre es dringend notwendig, dass die deutsche Infrastruktur einwandfrei funktioniert. Aber im Kampf um Macht und Geld ist den Bahnmitarbeitern offenbar jedes Mittel recht. Nicht zum ersten Mal. Der Bund als Eigentümer der Deutsche Bahn AG könnte ja auch einmal auf den Tisch hauen, aber Herr Scheuer hat offenbar andere Probleme, wie oben bereits angesprochen. Also, Bahnfahren in Deutschland auf den Fernstrecken ist sowieso kein Vergnügen, aber wenn gar nichts mehr geht, ist vielen der Reisenden wahrscheinlich der Platz im Gang noch lieber als keine Beförderung.

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