Bum, bum Becker – das war einmal vor vielen Jahren, als man unseren Tennisprofi Boris Becker wie einen Volkshelden verehrte, hatte er doch mit gerade mal 17 Jahren 1985 das Turnier in Wimbledon gewonnen. Und damit Weltruhm erlangt und viel, viel Geld verdient. Geld, welches anfangs noch von seinem damaligen Manager Ion Tiriac verwaltet und vermehrt wurde. Dann aber meinte der kleine unerfahrene Junge aus Leimen plötzlich, dass er selbst die Zügel in die Hand nehmen könnte, um selbst seine Finanzen zu managen. Doch das ging schief und Becker rutschte tief in die Schuldenfalle, wo er so tief drinsitzt, dass sich jetzt Gerichte um ihn und seine Glaubwürdigkeit bemühen, weil ehemalige Kreditgeber ihr Geld zurückverlangen, aber wohl nichts mehr da ist. Konkursverschleppung, Falschaussage und Insolvenzverschleppung sind nur einige der Vorwürfe, die die Richter in London, seiner Wahlheimat, ihm vorwerfen. Darauf steht in England bis zu 7 Jahre Gefängnis.
Der Absturz einer Legende
Die Jury im Londoner Strafprozess hat Boris Becker in vier der insgesamt 24 Anklagepunkte schuldig gesprochen, weil er Teile seines Vermögens bewusst verschleiert haben soll, um mit diesem Geld seinen Lebenswandel zu finanzieren. Becker ist pleite und alle Welt weiß es. Welch eine Schmach, welch eine Demütigung für den ehemaligen King of Tennis. Dabei hatte alles 1985 so gut angefangen und Becker sorgte dafür, dass der Tennissport in Deutschland zu neuem Ansehen kam und Millionen saßen vor dem Fernseher, wenn Boris spielte. Legendär dabei sein 6:21 Stunden-Match im berühmten Davis-Cup gegen John McEnroe im Jahr 1987, als er diesen niederrang und mit deutscher Fahne über den Platz lief. Er führte Deutschland 1988 und 89 zu zwei Davis-Cup Titeln, wollte aber da schon nicht mehr „unser Boris“ sein, sondern als erwachsener, unabhängiger Mann anerkannt werden. Vielleicht auch deshalb die Trennung von seinem Manager, der in einem Interview später behauptete, Becker hätte in seiner Karriere mindestens 170 Millionen DM verdient, was etwa 85 Millionen Euro entspricht. Dass man so viel Geld nach Jahrzehnten in den Sand setzen kann, macht die meisten Fans sprachlos. Nun der Abstieg in die juristischen Niederungen, wo am Ende sogar der Knast stehen könnte.
Der Monat April 2022 wird ihm sicherlich noch lange in Erinnerung bleiben als der Monat, der seinem tiefen Fall vom Tennis-Idol zum absoluten Verlierer dokumentiert und ihm nie wieder die Chance geben wird, einen beruflich- wie gesellschaftlichen Höhenflug anzutreten. Nein, diese glorreichen Zeiten sind vorbei, und kommen nicht wieder. Selbst das Elternhaus in seiner Geburtsstadt Leimen hat Becker zwischenzeitlich verpfändet, um zu Geld zu kommen. Dort, wo seine betagte Mutter immer noch wohnt und nicht weiß, wie ihr Sohn zu einem Straftäter und Loser werden konnte, obwohl er seinerzeit doch ein Held, fast ein Messias, war. „From hero to zero“, wie die Amerikaner sagen, die Amerikaner, die einst respektvoll auf ihn blickten, als er 1989 die US-Open gewann und den Mythos eines John McEnroe ankratzte. Nun der Absturz auf Null, wo er nur noch hoffen kann, dass er bei der Strafmaß-Verkündung am 29. April von Richterin Taylor nicht in den Knast geschickt wird. Man rechnet in Anwaltskreisen mit 18-24 Monaten, die eventuell aber zur Bewährung ausgesetzt werden. Mehr kann er nicht erwarten, vor allem ist Becker dann vorbestraft und gebrandmarkt als Straftäter. Mehr Abstieg geht nicht. Und darüber hinaus kein Geld mehr, um irgendwie gut über die Runden zu kommen. Wie muss man sich dabei fühlen?