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Das ist die GPS-Technik der Zukunft

Die GSP Sprachtechnologie GmbH in Berlin stellt Fahrgastinformationssysteme für Bahnen und Busse her — ein Geschäftsfeld zwischen IT und Elektrotechnik. Büroarbeitsplätze und technische Produktionsräume sind dicht beieinander in einem Gebäude untergebracht. Hier gibt es täglich viele interne Besprechungen, Kontakte mit Kunden, Tests von Prototypen, Anlieferungen von Waren, Auslieferungen von Bestellungen. Auf vier Etagen herrscht ein reges Treiben der insgesamt rund 240 Beschäftigten. Der Zeitdruck ist mitunter hoch. Arbeitsalltag in einem modernen Unternehmen. All das bringt auch psychische Belastungen mit sich.

Vielen Arbeitgebern ist allerdings noch nicht bewusst, dass sie gesetzlich verpflichtet sind, neben den körperlichen auch die psychischen Gefährdungen an ihren Arbeitsplätzen zu ermitteln. So war es auch bei der GSP. Auslöser für das dort laufende und noch nicht abgeschlossene Projekt der Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung war der Routinebesuch eines VBG-Mitarbeiters vor zwei Jahren. „Haben Sie denn auch schon die psychischen Belastungen untersucht?“, erkundigte sich der Fachmann für Arbeitssicherheit bei seinem Rundgang durch das Unternehmen. Martin Schlesinger, Mitglied der Geschäftsleitung von GSP, musste damals die Frage verneinen. „Mir leuchtete aber schnell ein, dass es notwendig ist, psychische Gefährdungen in unseren Arbeitsabläufen zu ermitteln und entsprechende Schutzmaßnahmen zu ergreifen“, blickt Schlesinger zurück.

Da die Geschäftsführung von GSP auf keinerlei Erfahrungen bei der Ermittlung psychischer Belastungen in ihrem Unternehmen zurückgreifen konnte, ließ sie sich von Dr. Kai Breitling von der VBG in Berlin beraten. Der Experte unterstützte sie damit bei der Wahl der Methode und bei der Durchführung der Gefährdungsbeurteilung. „Diesen Service bieten wir unseren Mitgliedsunternehmen kostenfrei an“, sagt Dr. Breitling. Er gehört zum Team von Arbeitspsychologen, die es in jeder VBG-Bezirksverwaltung gibt. Sie beraten die VBG-Mitgliedsunternehmen.

METHODE WÄHLEN

Im Juli 2016 bildete sich bei GSP ein sechsköpfiges Projektteam, das die Regie für den organisatorischen Ablauf der Gefährdungsbeurteilung übernahm und einen terminlichen Fahrplan für die Durchführung erstellte. Zu ihm gehören ein Mitglied der Geschäftsleitung, ein Mitglied des Betriebsrates, eine Mitarbeiterin aus dem Personalmanagement, ein Beschäftigter aus der Organisation sowie die Fachkraft für Arbeitssicherheit und die Betriebsärztin. Als Methode  hat das Team ein Kombinationsverfahren gewählt: Zunächst bewerteten die Mitarbeiter per Fragebogen mögliche psychische Belastungsfaktoren an ihren Arbeitsplätzen. Die Teilnahme war anonym und freiwillig. Anschließend wurden die Ergebnisse der Fragebögen in Gruppenworkshops genauer analysiert. Dafür teilte das Projektteam die insgesamt rund 240 Arbeitsplätze bei GSP in acht Gruppen mit gleichartigen Arbeitsplatztypen ein. „Das dient der besseren Vergleichbarkeit und Bewertbarkeit der Antworten“, erläutert Geschäftsführer Martin Schlesinger. „Unsere IT-Fachleute, die die Software programmieren, sind ganz andersartigen Belastungen ausgesetzt als Mitarbeiter in der Fertigung oder Beschäftigte im technischen Kundendienst“, nennt er Beispiele.

AKZEPTANZ SCHAFFEN

Bevor die eigentliche Durchführung der Gefährdungsbeurteilung begann, informierte die Geschäftsleitung die gesamte Belegschaft über das Vorhaben und die Vorgehensweise. „Uns war es wichtig, unseren Mitarbeitern deutlich zu machen, dass wir nicht ihr subjektives psychisches Empfinden ergründen. Untersucht werden nur objektive Belastungsfaktoren, mit dem Ziel, diese zu reduzieren. Dank unserer Erläuterungen stieß das Projekt auf große Akzeptanz“, sagt Schlesinger.

Im Sommer 2017 konnte die Auswertung der Fragebögen in den Workshops abgeschlossen werden. „Als wichtigste psychische Belastungen haben sich in allen Gruppen Zeitdruck und Störungen der Konzentration durch Unterbrechungen bei der Arbeit herausgestellt“, berichtet der Geschäftsführer von GSP weiter. Die Störungen ergeben sich ihm zufolge insbesondere durch zahlreiche Telefonate, durch ein hohes Aufkommen von Gesprächen mit Kunden und Kollegen sowie durch den Geräuschpegel in bestimmten Arbeitsbereichen. „Diese Befunde sind ein realistisches Abbild unseres Arbeitsalltages“, resümiert Martin Schlesinger.

MASSNAHMEN PRIORISIEREN

Mit Jahresbeginn 2018 hat die nächste Phase der Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung bei GSP begonnen: Es werden konkrete Maßnahmen getroffen, um Belastungen zu reduzieren. Das Projektteam hat vier Handlungsfelder mit insgesamt 25 Maßnahmen zusammengetragen. Dazu gehört zum Beispiel die Einrichtung von Ruhezeiten und Ruheräumen. Jetzt stimmen die Mitarbeiter darüber ab, wel-  che der Maßnahmen Priorität hat. Geschäftsführer Martin Schlesinger ist mit dem bisherigen Verlauf der Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung sehr zufrieden. „Endgültig beendet ist die Gefährdungsbeurteilung jedoch nie“, blickt er bereits in die Zukunft. „Die Maßnahmen müssen regelmäßig auf ihre Wirksamkeit überprüft und gegebenenfalls an neue Gefährdungen angepasst werden.“

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