Jetzt macht die BILD plötzlich Front gegen Olaf Scholz und diffamiert ihn mit dem Namen „Teflon-Scholz“. Der Mann, an dem alles abprallt, was auf Fehler, Versäumnisse oder dessen Versagen hindeutet. Das freut sicherlich alle, die nicht für die SPD oder ihn als zukünftigen Kanzler der Bundesrepublik sind, könnte aber auch direkten Einfluss auf die Meinung vieler Unentschlossener nehmen. Eins steht allerdings fest: Olaf Scholz hat in seiner politischen Karriere das ein- oder andere Mal deftig danebengehauen und muss viele Pleiten auf seine Kappe nehmen. Dazu zählen seine Beteiligung an der Wirecard-Pleite, der Cum-Ex-Skandal bei den Banken, der G20-Gipfel, der unter seiner Führung aus dem Ruder gelaufen ist, oder die Razzia in seinem Ministerium. Wenn man das berücksichtigt, wird die „Causa Scholz“ manchen zum Nachdenken anregen und dazu beitragen, seine Kanzler-Kandidatur doch noch in Frage zu stellen.
Die BILD hat viel Macht im Lande, ist sie doch auflagenstärkste Tageszeitung und Boulevardpresse mit mehr als 2 Millionen Lesern täglich. Da kann man schon das ein oder andere mitentscheiden oder in die „richtige Bahn“ lenken. Denn die Menschen glauben oft, was sie lesen. Viele hinterfragen nicht, sondern übernehmen die geschilderten Fakten (kritiklos). Das hilft natürlich bei der Meinungs-Mache, das hilft, wenn man jemanden protegieren möchte oder wenn man Mehrheiten mobilisieren will. Natürlich sind die nun geschilderten Verfehlungen von Olaf Scholz gravierend gewesen zum Zeitpunkt ihres Vorkommens, aber ihn dafür so kurz vor der Wahl mit dem Titel: „Teflon-Scholz ist NIEMALS schuld“ zu belegen, sieht schon ein bißchen wie Parteinahme zugunsten von Armin Laschet aus. Nun aber zu den Fakten: Wer sich die berufliche Vita vom Kanzlerkandidaten ansieht, der findet doch einige Verfehlungen, die man ihm eigentlich nicht verzeihen dürfte und die seine Qualifikation in Frage stellen, ein großes Land wie Deutschland, national und international, zu repräsentieren. Im gleichen Zusammenhang stellt BILD fest, dass der Scholz-Vorsprung bei der Wählergunst sinkt. Nach aktuellem INSA-Wahltrend ist es wohl so, dass sich der SPD-Vorsprung auf die CDU auf 3 Prozentpunkte reduziert hat. Das ist insofern interessant, weil so die FDP mit Christian Lindner zum „Kanzler-Macher“ avancieren könnte, weil Lindner ein Bündnis Rot-Rot-Grün ablehnt und in Koalition mit der CDU eine Mehrheit erreichen würde. Generell gilt: Man sollte die FDP nicht unterschätzen, weil viele Unentschlossene sich auf die Liberalen festlegen könnten.
Olaf Scholz hatte seinerzeit 2017 den G20-Gipfel in Hamburg organisiert. Problem: Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz hat alle Warnungen vor G20 konsequent weggelächelt. Selten hat er sich so geirrt. Und seitdem einen dicken Fleck auf seiner weißen Weste erhalten. Denn es gab wilde Ausschreitungen und Demonstrationen, bei denen mehrere Hundert Polizeibeamte verletzt wurden. Außerdem wurden widerrechtlich 32 Journalisten:innen ausgeschlossen und die Akkreditierung entzogen, die Sicherheit der beteiligten Politiker:innen war nicht mehr gewährleistet. Am Ende hieß es, Scholz habe Hamburg und die Deutschen weltweit blamiert. Sein Motto: Friedlich wie ein Hafengeburtstag ging gründlich in die Hose und seine Reaktion war entsprechend: „Es tut mir leid, dass da was geschehen ist…“ Der Schaden damals: 12 Milliarden Euro!
Beim größten Bankenskandal der deutschen Geschichte, beim Wirecard-Skandal, ließ Scholz als Finanzminister komplett die Oberaufsicht und Kontrolle vermissen, durch seine Fahrlässigkeit und Sorglosigkeit verloren 50.000 Geschädigte ein Milliardenvermögen, weil Scholz sämtliche Warnungen vor Ungereimtheiten offenbar ignorierte und die Verantwortung an die Wirtschaftsprüfer von Ernst&Young (EY) weiterreichte. Niemand hat ihn dafür bis heute zur Verantwortung gezogen! Auch beim Cum-Ex-Skandal, wo deutsche Banken mit geschickten Manipulationen illegale Steuererstattungen ergaunert hatten – u.a. auch die Deutsche Bank, Commerzbank oder Warburg Bank – war Scholz verantwortlich und konnte vor dem Finanzausschuss nur einstudierte Phrasen herunterleiern, die dokumentieren sollten, dass seine Erinnerung zu dünn sei, um Details zu bestätigen, trotzdem sei seiner Meinung nach alles korrekt gelaufen. Und überhaupt: Für Scholz scheint in seiner eigenen kleinen Welt immer alles in Ordnung zu sein, Fehler mag er nicht eingestehen, aber echte Konsequenzen braucht er nicht zu befürchten. Wie alle Politiker:innen in diesem Land, die schlimmstenfalls frühzeitig in Pension gehen – mit feudalen monatlichen Bezügen, versteht sich. Ob Scholz wirklich der richtige Mann für dieses hohe Amt ist?