Nach massiven Protesten der Tierschutzorganisation PETA, die schon in den 90er Jahren gegen Tierversuche mit lebenden Schweinen in der Unfallforschung demonstriert hatte, wurden diese Tests in den USA bei General Motors eingestellt. Der Autobauer hatte damals etwa 19.000 kleine Schweinchen, aber auch Hunde und andere Tiere für sogenannte „Crashtests“ (simulierte Unfälle) geopfert. Auch in Deutschland wurden bereits 1993 Schlagzeilen gemacht mit Aussagen über Unfall-Tests mit echten Leichen. Das alles geriet in den Jahren in Vergessenheit, bis jetzt neue Informationen aus China auftauchten, die über Test mit lebenden Schweinen in der Forschung berichten. Dabei hieß es bereits 2010 in weltweiten Pressemeldungen, dass die Zeit mit Crashtest-Schweinen vorbei sei. Offensichtlich stimmt das aber nicht.
People for the Ethical Treatment of Animals, abgekürzt PETA ist mit nach eigenen Angaben mehr als fünf Millionen Unterstützern weltweit die größte Tierrechtsorganisation und diese kümmert sich auch um das Thema „Verwendung von Tieren zu Forschungszwecken“. Auch zu den neuerlichen Meldungen chinesischer Forscher, die in einem amerikanischen Fachblatt zur Unfallforschung (International Journal of Crashworthiness) ihre neuesten Erkenntnisse veröffentlicht haben, äußert sich PETA mit Erschrecken: „Intelligente und empfindsame Tiere wie Schweine bei Hochgeschwindigkeits-Crashtests in China gegen Wände knallen zu lassen, ist schlichtweg grausam,“ so Anne Meinert, Referentin für Tierversuche beim Tierschutzunternehmen. Doch ohne diese Tests wären viele Produkte des täglichen Lebens wie beispielsweise Kindersitze nicht serienreif. Dabei muss man dann abwägen, was wichtiger ist: Das Leben und die Gesundheit von kleinen Kindern zu schützen und potenzielle Gefahren zu reduzieren, oder die Tierversuche mit lebenden Objekten einzustellen. Diese Tests simulieren fast lebensechte Situationen bei Auffahrunfällen, wobei man die Einwirkung auf Körper und Gesundheit optimal testen und nachweisen kann.
Um die Brust- und Bauchbelastung bei Unfällen mit Sechsjährigen zu simulieren, werden Schweine mit unterschiedlichen Gurten in Kindersitzen fixiert und das Testfahrzeug wird mit hoher Geschwindigkeit wie bei einem Aufprall abgebremst, so dass schwerwiegende Verletzungen entstehen. Viele Tiere sterben dabei sofort, andere später. Dennoch ist es ein schmerzvoller Tod, bei dem sich viele Menschen fragen: Ist das Tierquälerei für die Sicherheit unserer Kinder? Ein Fahrzeugsicherheitsexperte vom ADAC sagt dazu: „Schlussfolgerungen zum Verletzungsrisiko basierend auf Experimenten mit Schweinen sind nur begrenzt möglich.“ Grünen-Sprecherin Renate Künast sagt sogar, dass Kindersitze, die auf diese Art getestet wurden, gar nicht auf den europäischen Markt gelangen sollten. Das sind natürlich Extreme, aber ohne Tests würden die Erkenntnisse wahrscheinlich nicht ausreichend sein. China als weltweit größter Hersteller von Kinder-Autositzen will sich natürlich absichern gegen Schadensersatzforderungen, falls die Sicherheit nicht gewährleistet ist. Dass auch grenzwertige Tests erforderlich sind, zeigen bereits tausende andere Laborversuche mit Kleintieren wie Ratten und Mäuse, die Tag für Tag in der Medikamentenforschung ihr Leben bei Tests lassen müssen.
Wahrscheinlich kommt es auf das „Wie“ an, wie ein Versuchstier die Leiden innerhalb der Tests ertragen kann und ob unnötige Qualen vermieden werden können oder müssen. Schön sind die jetzt veröffentlichten Fotos von Schweinchen in Crashtests nicht, aber die Antwort auf die Frage, ob notwendig oder nicht, kann sich wahrscheinlich jeder nur selbst geben.