Es hat lange gedauert, aber nun hat das Warten ein Ende. Banken und Sparkassen zahlen wieder Zinsen auf Festgeld und Sparguthaben. Meistens zwar mit Mindesteinlagen und bestimmten Laufzeiten, aber immerhin. Bis zu 1,1 % gibt es aufs Festgeld, was sich wenig anhört, aber nach der langen „Dürre-Periode“ durchaus viel ist, wenn man bedenkt, dass vorher noch Minus- oder Strafzinsen auf geparktes Geld gefordert wurden.
Endlich kommt die Zinswende auch bei der Bevölkerung an, und diejenigen, die risikolos Rücklagen schaffen wollen, haben jetzt die Möglichkeit, wieder bei den Geldinstituten ihr Kapital anzulegen und zu sparen. Vielen war eine Aktien- oder Fondsanlage nicht recht geheuer, gab es doch sehr volatile Zeiten zuletzt beim DAX, der in einem Jahr mehr als 15 Prozent verloren hat, also mehr als 3.000 Punkte. Das zerrt bei vielen an den Nerven und lässt sie in ruhigere Gewässer umschwenken, wozu die Festgeldangebote sicherlich gehören. Neben den Banken, die bereits vor einiger Zeit Offerten zu Festgeldzinsen geboten hatten, ziehen jetzt auch die Sparkassen nach und wollen Kunden zurückgewinnen. Etwa 45 Prozent von ihnen wollen wieder Zinsen aufs Festgeld zahlen. Spitzenreiter sind dabei die Sparkasse Bad Tölz oder die Sparkasse Offenbach, die 1,10% beziehungsweise 1,0 Prozent für 24 Monate Laufzeit ab einer Einlage von 1.000 Euro gewähren. Man rechnet damit, dass alle anderen Sparkassen nachziehen, um keine Kunden einzubüßen. Bis September, so wird gemutmaßt, haben alle nachgezogen. Ein Sparkassensprecher dazu: „Spätestens im September, wenn die Währungshüter den Einlagensatz auf null oder gar höher setzen, dürften alle Sparkassen wieder Zinsen fürs Festgeld zahlen und das Verwahrentgelt Geschichte sein.“ Natürlich ist dies noch weit entfernt von der aktuellen Inflationsrate, so dass anzuraten ist, nur ein Teil seines Geldes auf diese Weise festzulegen. Denn die Kaufkraft sinkt, je weiter die Inflation dahingaloppiert.
Natürlich sollte man auch einen Blick zu ausländischen Banken werfen, denn dort sind die Zinsen ebenfalls angehoben worden und liegen beispielsweise bei der schwedischen Klarna-Bank bei 1,3 bis 1,7 Prozent. Zwar sind die Zinsen auch dort noch weit von den 7,6 Prozent entfernt, die die Inflation in Deutschland zuletzt betrug. Doch wer den Weg an die Börse und damit das Risiko scheut und auf konservative Anlageformen setzen will, sollte seinen Blick aufs europäische Ausland richten. Dort gibt es zum Teil deutlich mehr zu holen als hierzulande. Allerdings hat das oft auch seinen Preis – in Form eines erhöhten Risikos. Trotz allem gibt es den Einlagensicherungsfonds, der garantiert Spareinlagen bis 100.000 Euro absichern muss. Die EU-Richtlinie legt für die Euro-Länder sowohl die Höhe der Einlagensicherung, als auch die Spielregeln wie Auszahlungszeitraum oder Sicherungssystem fest. Dennoch bleibt das jeweilige Land selbst der Garant für die Spareinlagen am heimischen Markt. Wer sich also mit der Situation der ausländischen Banken vorab beschäftigt, kann nachprüfen, wo es sogenannte mündelsichere Anlage-Angebote gibt. Bei sogenannten Risikoländern wie der Türkei ist sicherlich Vorsicht bei der Kapitalanlage geboten. Darüber hinaus sind steuerliche Aspekte zu beachten, denn Zinserträge müssen bei uns versteuert werden, auch wenn sie im Ausland generiert werden. Bei uns gilt ebenfalls: Inländische Banken melden die erteilten Freistellungsaufträge seit Jahren automatisch an das Finanzamt. Wer ein größeres Freistellungsvolumen verteilt, als ihm zusteht, fliegt also recht schnell auf und muss Strafzinsen zahlen. Der Freibetrag pro Erwachsener liegt im Jahr bei 801 Euro.