Vor fast genau einem Jahr, am 25. November 2019, um genau zu sein, wurden einige Kunstobjekte und Juwelen aus dem Historischen Grünen Gewölbe im Residenzschloss Dresden entwendet. Die Diebe nahmen insgesamt elf Objekte aus den Schatzkammern mit, unter anderem ein diamantbesetzter Kopfschmuck, Teile eines Kolliers der sächsischen Königin Amalie Auguste und eine Diamantrose. Gleich nach der Tat wurden einige Wachschutzmitarbeiter des Museums verdächtigt, doch kurz darauf wieder freigelassen, nachdem keine Hinweise bei ihnen gefunden wurden. Die Ermittlungen führte die Polizei Anfang September diesen Jahres nach Berlin, insbesondere in den Bezirk Neukölln. Bei einer Razzia mit mehr als 1600 Polizist*innen wurden Wohnungen, Garagen und Länden durchsucht bis schließlich drei Verdächtige aus dem Remmo-Clan – einer kriminellen Großfamilie mit arabischen Wurzeln, die seinerzeit als „arme Flüchtlinge“ nach Deutschland kam – festgenommen werden konnten. Zwei weitere Mitglieder des Clans, die Zwillinge Mohamed und Abdul Majed konnten entkommen.
Die Tatverdächtigen sind wegen schwerem Bandendiebstahls und Brandstiftung angeklagt worden. Um sich den Zutritt zum Residenzschloss unbemerkbar zu verschaffen, zündeten die Täter den Stromkasten an, der für die Laternen auf dem Theaterplatz zuständig ist. Daraufhin durchtrennten sie ein Fenstergitter und hoben das Sicherheitsglas aus der Verankerung, sodass zwei der Täter hindurchklettern konnten. Zwei Wachleute beobachteten den Diebstahl per Überwachungskamera, aber mussten aus Sicherheitsgründen die Polizei rufen. Diese traf allerdings zu spät ein und verlor so die Räuber aus den Augen. Die Spuren führten die Ermittler*innen immer weiter nach Berlin zu dem Remmo-Clan. Polizist*innen aus sechs Bundesländern waren an dem Einsatz beteiligt, bei dem die fünf Verdächtigten festgenommen werden sollten. Wissam Remmo wurde als erster bei einer Verkehrskontrolle festgenommen, die anderen wurden zwar weiterhin beobachtet aber für einige Stunden in Ruhe gelassen. Die Polizist*innen bemerkten, wie die anderen Verdächtigen erst vermehrt Kontakt aufnahmen und später ihre Handys abschalteten.
Wissam Remmo wurde bereits wegen „des spektakulären Raubs der 100 Kilogramm schweren Goldmünze Big Maple Leaf aus dem Berliner Bode-Museum“ angeklagt, so das Nachrichtenmagazin Welt. Das Gerichtsverfahren um den Raub der Goldmünze war zum Zeitpunkt des Dresdner Juwelenraubs noch nicht beendet, der offenbar in einer Prozesspause stattfand, so dass noch kein Urteil gesprochen wurde. Wissam Remmo musste sich oft vor dem Berliner Gericht behaupten, meistens wegen Diebstahl und Einbrüchen. Zwei weitere Tatverdächtige konnten im Zusammenhang mit dem Raub der Juwelen festgenommen werden. Allerdings fahndet die Polizei weiterhin nach zwei Brüdern, die nunmehr seit mehr als einer Woche auf der Flucht sind. Die Suche nach den Zwillingen läuft auf Hochtouren, an der nicht nur Sachsens Polizei, sondern auch Clan-Ermittler*innen aus Berlin und das Bundeskriminalamt (BKA) beteiligt sind. Carsten Milius vom Bund deutscher Kriminalbeamter erklärt, dass die Chancen hoch sind die beiden zu finden: „Erfahrungsgemäß können Tatverdächtige, die ihren Lebensmittelpunkt in einer Stadt haben, nicht für immer untertauchen.“ Dennoch räumt er ein, dass die Zwillinge „von einem ganzen Netz äußerst polizeierfahrener Familien- und Clan-Mitglieder geschützt und gestützt werden.“ Angehörige der Großfamilie Remmo fallen schon seit Jahren im Alltag auf, wie es im Tagesspiegel heißt. Meist durch „lautes Pöbeln, aggressives Fahren, dilettantische Taten.“ Der Remmo-Clan ist nicht nur in Berlin gut vernetzt, sondern hat auch viele Verwandte in Beirut, vermutlich in der Türkei und in Jordanien. Die deutsche Regierung pflegt zu allen drei Ländern diplomatische Beziehungen, ob Verdächtige trotzdem ausgeliefert werden, wenn sie sich dort befinden, ist dennoch fragwürdig.
Auch Sachsens Innenminister Roland Wöller bleibt positiv was die Fahndung angeht: „Ich hoffe, dass es uns so gelingen wird, den Verbleib des gestohlenen Staatsschatzes aufzuklären“, wie er der Deutschen Presseagentur mitteilte. Über den Verbleib des Diebesguts ist bisher noch nichts bekannt, aber die Ermittler*innen vermuten, dass die einzelnen Schmuckstücke zerstückelt verkauft worden sind, so wie im Falle der Goldmünze aus dem Bode-Museum. Wie der Stern direkt nach der Tat schrieb, wäre das fatal, denn sobald „Objekte zerlegt werden, können sie in den Wirtschaftskreislauf geraten.“ So würden „die Spuren der Täter verwischt“ werden und es gäbe keine Hoffnung mehr darauf die kostbaren Artefakte am Stück wiederzufinden. Natürlich stellt sich nun erneut die Frage, warum diese kriminellen Clans In Berlin und im Rest von Deutschland offenbar schalten und walten können, ohne dass endgültig ein juristischer Schlussstrich unter ihre Aktivitäten gezogen wird. Mit anschließender jahrelanger Haft und danach der Ausweisung. Nichts anderes wäre angezeigt, wenn man diesen kriminellen Sumpf trockenlegen will.