Wie ekelhaft ist das denn? Es heißt derzeit in Deutschland, dass immer weniger Lebensmittelkontrollen durchgeführt werden, weil Mitarbeiter fehlen oder zu wenig zertifizierte Prüfer unterwegs sind. Ähnliches gilt bei den Veterinär-Amtsärzten, die eigentlich dafür sorgen sollen, dass Aufzucht, Lebensbedingungen und Fütterung der Masttiere unbedenklich sind, damit die Fleisch- und Produktqualität in Ordnung ist. Doch das Gegenteil ist der Fall, denn entweder werden immer mehr Produkte aus dem Lebensmittelhandel zurückgerufen oder es stellt sich heraus, dass Tierhaltung und die Schlachtbedingungen miserabel sind. Da stellt sich wirklich die Frage, ob wir ernsthaft Angst um unser Essen und unsere Gesundheit haben müssen.
Allein in diesem Jahr gab es schon 188 Warnungen wegen Lebensmitteln, die verunreinigt und mit Keimen durchsetzt waren. Gleichzeit ist festzustellen, dass beinahe jede 3. vorgeschriebene Kontrolle in Betrieben wegfällt. Nur 10 Prozent der rund 400 Lebensmittelämter kontrollieren wirklich so oft, wie es vorgeschrieben ist. Allein in tausenden Imbissbuden, Kantinen oder Restaurantküchen finden sich regelmäßig Verunreinigungen, Schimmel, Pilzbefall, Keime, Bakterien und verdorbene, falsch gelagerte Lebensmittel. Das Problem liegt darin, dass Personalmangel zu Ausfällen führt, so dass allein 2018 geschätzte 250.000 Kontrollen ausfielen (Quelle. Foodwatch). Die 400 Behörden in Deutschland, die für Organisation und Durchführung zuständig sind, sind untereinander schlecht vernetzt und oft kommt es zu Kompetenzgerangel, dem dann Kontrollen zum Opfer fallen, die nicht stattfinden, weil man sich nicht einig ist, wer die Zuständigkeit hat. Obwohl laut „Foodwatch“ jedes Jahr jeder 4. Betrieb beanstandet wird, gibt es keine Besserung. Wie Dokumentationen mit versteckter Kamera zeigen, herrschen auf manchen Schlachthöfen und in Legehennen-Batterien oft unmenschliche Zustände. Da muss es dann später zu Verunreinigungen und Keimen kommen. Das sogenannte Hygiene-Management ist teuer und arbeitsintensiv, das will gelernt sein und braucht hohe Etats in den Firmen. Da gibt es viele Verarbeitungsbetriebe, die die Bußgelder, die verhängt werden, lieber bezahlen, anstatt die Mitarbeiter besser zu schulen oder mehr qualifizierte Kräfte einzustellen. Wenn die Hygiene-Bedingungen nicht stimmen, können ganze LKW-Ladungen an Fleisch z.B. verunreinigt und verkeimt sein.
Wie den Verbraucher besser schützen und aufklären?
Es gibt noch kein Gesetz, welches besagt, dass die Ergebnisse von Kontrollen für den Verbraucher sichtbar gemacht werden müssen, damit dieser nachlesen kann, bei welchen Lebensmittel Obacht geboten ist. In Dänemark, einem der fortschrittlichsten Länder Europas, gibt es diese Informationspflicht bereits. Angeblich soll in Berlin gerade an solch einem Gesetzesentwurf gearbeitet werden. Lebensmittelsicherheit ist offenbar ein Thema, was die Verbraucher nur am Rande interessiert. Heutzutage wird in diesem Bereich so viel manipuliert und geschummelt, dass der Verbraucher sowieso nicht mehr weiß, ob das Geschriebene wirklich der Wahrheit entspricht. Wie oft konnte man hören, dass beispielsweise Etiketten ausgetauscht wurden, um das Haltbarkeitsdatum heimlich zu verlängern. Sinnvoll wäre es, die Kontrollen bei Betrieben, die bereits auffällig waren, zu erhöhen, das Qualitätsmanagement in den Unternehmen zu spezifizieren und den Verbraucher auf den Verpackungen zu informieren, ob ein Unternehmen sauber arbeitet oder nicht. Dazu könnte man Aufkleber wie „Smileys“ benutzen, um gute oder schlechte Ergebnisse zu dokumentieren. Denn mikrobiologische Verunreinigungen wie Salmonellen und Listerien tauchen immer öfter auch bei abgepackten Fertigprodukten auf, dabei können sie gesundheitsgefährdend und manchmal sogar lebensbedrohlich sein. Jeder Verbraucher kann sich zum Beispiel im Internet bei www.lebensmittelwarnung.de darüber schlau machen, vor welchen Lebensmitteln aktuell gewarnt wird. Besonders oft betroffen davon sind Rohwurstwaren oder auch unerhitzte tierische Lebensmittel, die nicht durchgegart sind. Aber auch Milch und Eier. Selbst renommierte Firmen bleiben davon nicht verschont, so dass beim Kauf von Lebensmitteln ein kleiner Blick „hinter die Kulissen“ sinnvoll wäre. Denn niemand will Keime, Plastikreste oder kleine Metallteilchen in seinen Speisen finden. Dazu müssen die Stichproben in den Betrieben einfach regelmäßiger erfolgen – auch von Unternehmensseite.